THE THOMPSON PIPER

Dudelsack lernen

20. - 22. November 2016  
Ich habe mit Jochen und Jörg an einem Bassdrum Workshop teilgenommen.
Weltmeister Trommler Maik Reckziegel hat uns Basis Grundwissen zum schottischen Trommeln
und vieles andere Interessante zum Thema schottische Musik erklären können.
Der Workshop hat viel Freude gemacht und der Blick über den Tellerrand hat sehr gut getan. 

Lernkontrolle Wettbewerb:
Brüggen Dudelsackwochenendseminar 2013 Oktober
Bewertung bei der Competition in Brüggen 2013
durch Weltmeisterspieler Robert Watt.
 Er hat mir 2 Jahre zuvor den sehr schönen 2/4 
>> Willy McCallums Senior March<< beigebracht und war sichtlich zufrieden.



Selbstkontrolle

Ich nutze solche Wettbewerbe nicht um Pokale zu sammeln, sondern um den
eigenen Spielstand zu erfragen. Viele Spieler lassen den Zettel liegen, den ihnen der
Schiedsrichter für ihr Vorspielen ausgefüllt hat, und nehmen nur die Pokale oder gar nichts
mit nach Haus. Dabei ist genau dieser Zettel der Schlüssel um sich verbessern zu können.
Viele Schiedsrichter geben sich viel Mühe uns schreiben genau auf, wodran man Arbeiten muss!
Auch das  Aufzeichnen oder das Spielen vor einem Spiegel kann helfen sich zu kontrollieren.


Das Lernen des Instruments:

Der Dudelsack ist ein nicht einfach zu erlernendes Instrument. Man kann damit
rechnen, dass Kinder und Jugendliche ca. 1 Jahr benötigen um die ersten
Lieder auf dem großen schottischen Dudelsack spielen zu können.
Aber richtig spielen kann man dann noch nicht. (So richtig zuende lernt man es sowiso nie,
witzelte mal einer der ältesten Lehrer vom College of Piping aus Glasgow)

Phantasie:
Oft haben Anfänger ein Bild im Kopf, wie sie nach nur 2 Stunden Unterricht,
mit der Pipe in den Highlands stehen und sie in Kilt und Uniform von den Touristen bewundert werden.
Ich muss dann leider der Spielverderber sein. Ich habe schon einigen Leuten Unterricht
gegeben und sie sind oft enttäuscht, wenn man ihnen sagen muss, wie ungaublich mühsam
es ist und dass sie nicht gleich auf dem großen Dudelsack spielen können.

Dauer:
Es dauert noch einmal ca. 5 - 7 Jahre bis man mit wöchentlichen Unterricht und
Üben richtig schön spielen kann. Und es bedarf viel Zeit, Geduld und mit unter
ist der Unterricht in Workshops sehr teuer, aber lohnenswert.

Kosten:
Auch das Instrument und die Uniform sind nicht billig.
Eine gute spielbare Pipe kostet ab ca. 1500€.
Silberverierte Luxuspipes der Meisterklasse sogar 8000€ und mehr!
Wer dann noch auf ein antikes Instrument scharf ist, kann noch länger sparen.
Kilt 400€, Sporran 50€ (Kilttasche), Sghian Dubh Messer 40€, Gürtel 40€,
Schuhe 80€, Hemd 20€, Kiltsocken 30€, Mütze 80€, so geht das fröhlich weiter...

Das Lernalter spielt eine große Rolle. Kinder lernen von Natur aus viel schneller
und einfacher als z.B. ein 60 Jähriger. Das ideale Einstiegsalter ist ca. 6 - 10
Jahre. Wobei es sich zeigt, dass die Umgebung des Kindes den Lernerfolg
deutlich beeinflusst. Spott, Strafe oder abwertende Bemerkungen führen
schnell zur Aufgabe, weil das Kind sich nicht verstanden fühlt. Wenn die Eltern
aber das Vorhaben unterstützen oder gar selbst Musiker sind, fällt es dem Kind
einfacher dabei zu bleiben und zu üben. Man muss mit unter dem Kind über die
geringe Akzeptanz des Dudelsacks in Deutschland hinweg helfen und ihm
beibringen, dass es etwas ganz besonderes lernt. Kinder haben eine natürliche
Begabung Musik zu fühlen, zu tanzen, zu klatschen und an ihr Freude zu
haben. Dies kann man prima dazu nutzen um mit dem Kind zu lernen.

Lernalter ü 50:

Meine Erfahrung belegt, dass es ab 50 deutlich schwerer wird ein Instrument
zu lernen und man später nicht so weit kommt. Wer dies akzeptiert, kann 
auch noch über dem 50. Lebensjahr Freude am Lernen des Dudelsacks haben.  

Musikalisches Talent und eine gewisse Begabung sind sehr wichtig. Es gibt
durchaus Leute, denen man das spielen nicht beibringen kann auch bei
höchster Geduld und viel Mühe. Am einfachsten lässt es ich feststellen ob ein
Mensch eine gewisse Musikalität mitbringt, indem man ihn zur Musik klatschen
lässt. Es hört sich etwas seltsam an, aber ich als Musiker kann schon daran
hören, ob es Sinn macht, jemanden ein Musikinstrument lernen zu lassen.

Die Wahrheit:
Ich habe auch schon Schülern beibringen müssen dass ich nicht weiter mit
ihnen üben werde, weil es keinen Sinn macht. Für den Schüler bricht dabei
schon ein gewisser Traum zusammen, aber lieber so, als nur den Schüler
ausnutzen weil er eine dauernd währende Geldquelle ist. Der Frust wird auf
beiden Seiten sonst riesen groß! Beide Seiten, also Lehrer und Schüler, haben
keinen Erfolg. Erfolg ist aber für eine Lernsituation sehr Wichtig, es ist die
Belohnung für die Anstrengungen.

Alternative:
Es gibt auch noch andere Instrumente, die deutlich einfacher zu spielen sind als
eine schottische Pipe. Sich also auf den Gedanken versteifen...
ICH MUSS UNBEDINGT DEN SCHOTTISCHEN DUDELSACK LERNEN!
So etwas ist grober Unfug! Man schadet sich damit nur selbst. Ich habe es auch oft
erlebt, dass man einen neuen Dudelsackschüler bekommt und man ihn nach
einer gewissen Zeit als Trommler in der Band wiederfindet. Die Leute haben
dann oft das Instrument für ihr Leben gefunden und haben dabei Spaß und
entwickeln oft ein großes Talent!

Lernmethode:
Den schottischen Dudelsack lernt man im 1 zu 1 Unterricht am einfachsten!
Dabei ist es wichtig, sich einem guten Verein, also eine Pipeband oder einen
Lehrer zu suchen und mit ihm regelmäßig zu üben. Die regelmäßig
angebotenen Dudelsackworkshops mit schottischen Lehrern sind eine tolle
Ergänzung wenn auch mit ca. 400- 600 Euro nicht günstig. Doch die Kurse gehen oft
über ein ganze Woche. Verpflegung, Unterbringung, abendliche Partys und Konzerte
sind im Preis eingerechnet. Man lernt neue Leute kennen, schottische Kultur
und der Preis beinhaltet jede Menge Spaß! Wenn man keinen
Lehrer findet, ist ein solcher Kurs auch ein richtiger Start auf der Laufbahn
eines Pipers.
 
Wichtig: Ein Unterricht macht nur dann Sinn, wenn er regelmäßig stattfindet!
Der Lehrer übt mit dem Pipeschüler stückweise Lieder, Spieltechniken und
Notenlesen. Er sollte Hausaufgaben zum Erarbeiten mitgeben und dies auch
beim nächsten Unterricht zu Beginn kontrollieren. Eine gewisse Strenge und
Erziehung ist dabei leider Unabdingbar. Auch das korrekte Tragen der Uniform,
Marschtechniken und ein schottischer Kulturunterricht gehören dazu.
 
Man stellt als Piper halt etwas dar.
Etwas Entertainment, Schauspielerei und ein gesundes Selbstbewusstsein
sind nicht unwichtig. Schließlich läuft man mit
einem 100DB lauten Instrument über der Schulter in für unseren Kulturkreis
unüblichen Kleidern herum. Schlecht angezogen, ungepflegt, schrecklich spielend
und gar nix über Schottland wissend wird man schnell zum Pausenclown in Damenrock.

Selbst beigebracht führt das Pipespielen zwangsläufig zu Lernfehlern, die
nur schwer zu beseitigen sind! Man leidet mit unter ein ganzes
Musikerleben unter dem Unsinn den man sich selbst beigebracht hat. Es
gibt auch deutschsprachige Literatur die vermittelt, dass man sich selbst
das Dudelsackspielen beibringen kann. Dies ist komplett falsch!

Suchen Sie sich einen geeigneten Lehrer, der ihnen beim Üben hilft.
Seine Erfahrungen mit dem Instrument ersparen Ihnen üble Erfahrungen,
die ihnen nur das Lernen versauern. Ich kann ihnen gern weiterhelfen.

Grifftabelle für den schottischen Dudelsack:





Zertifikat
Nach erfolgreicher Prüfung 2007, verlieh mir Pipe Major David Johnston 2007
zusammen mit den anderen Ausbildern der Pipers Corner Winterschool mein COP Dudelsackzertifikat.
Den Practise Chanter gabs zur Belohnung als Gewinn dazu, für erfolgreiche Fortschritte in der Kurswoche.
Den gewonnenen Chanter nutze ich nach wie vor fast täglich zum Üben.



Der Practice Chanter (Lerninstrument) :
Man fängt nicht sofort auf dem Dudelsack an zu üben, sondern im Grunde lernt
man als Piper 2 völlig eigenständige Instrumente. Der Anfängerunterricht
beginnt auf einer Übungsflöte dem sog. Practice Chanter. Dieser begleitet
einen Piper eigentlich immer. Ich habe ihn oft als Zeitvertreib dabei und man
lernt auch wenn man schon spielen kann darauf die neuen Lieder. Bei den
Mittelaltersackpfeifern ist es noch nicht lange üblich ein Übungsinstrument
zu haben, es verbreitet sich aber immer mehr. Da mittelalter Sackpfeifen mit der
Blockflötengriffweise gespielt werden, üben sie manchmal Lieder auf der Blockflöte.
Der Practice Chanter  ist also ein zimmerlautes, mundgeblasenes Instrument mit einem 
Klang ähnlich einer Oboe. Die erlernten Lieder werden später
auf das Große Instrument übertragen. Er wird besonders deswegen verwendet,
weil man damit  sein Umfeld erheblich schont. Eine schottische Sackpfeife bringt es immerhin
auf Rekordwerte von über 100 DB. Presslufthämmer und startende Flugzeuge
können da mithalten! Zudem ist die Handhabung deutlich einfacher und
weniger ansträngend als die Pipe. Dazu freuen sich auch die Nachbarn....  


Übertragung der Lieder

Das schwierigste ist es, die Lieder sauber auf die große Pipe zu übertragen. 
Es sind 2 völlig unterschiedliche Dinge ob man ein Stück auf dem
Übungsinstrument vom Notenblatt spielt, oder das gleiche Lied auf der Pipe
spielen kann. Man hat bei der Pipe gleich sehr viel mehr gleichzeitig zu tun!

Dazu kommt, dass man als Piper seine Lieder AUSWÄNDIG lernt!  Sie
werden kaum einen Piper sehen, der einen Notenständer benutzt. Dies ist beim
Marschieren auch nur schlecht möglich. Ich habe es zu Anfängerzeiten probiert,
und es klappt nicht wirklich gut. Man rennt daheim zwangsläufig vor Schrank und Stuhl
oder draußen sind Bäume oder Laternenmasten im Weg. Auua :-(

Das Auswendiglernen gewöhnt man sich recht schnell an. Ich nutze dazu
meinen antrainierten Ohrwurm. Die Lieder laufen bei mir im Kopf wie auf einem
Tonband ab dazu laufen fast automatisch die Finger mit. Freunde und
Bekannte erwischen mich oft, wenn ich mit ihnen irgendwo bin z.B. beim Eis
essen oder im Kino, dass ich nicht Luftgitarre sondern Luftdudelsack spiele. Die
Finger bewegen sich und ich säusele mit abwesenden Blick die Lieder geistig
vor mich hin. Einen Tick, den wohl nur ein Musiker verstehen kann :-)




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Wort Erklärung englisch - deutsch  :
Piper - Dudelsackspieler
Pipe - Dudelsack
Practice Chanter - Übungsinstrument
Marktsack - Mittelalterlicher Dudelsack mit ähnlicher Lautstärke des großen schott. Dudelsacks.

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